Abstract:
Translation ist eine komplexe transkulturelle Vermittlungshandlung, wobei Wissen und Tun eng miteinander verbunden sind. Betrachtet man das Übersetzen als berufliche Tätigkeit (Gewerbe), die aufgrund eines Auftrags realisiert wird und die Funktion hat, eine konstruktive grenzüberschreitende Kommunikation herzustellen, dann stellt sich die Frage, wie viel Theorie ein akademisch ausgebildeter Übersetzer braucht, um auf dem vielsprachigen und multikulturellen Markt erfolgreich wirken zu können. Die EU definiert TranslatorInnen als ExpertInnen für mehrsprachige und multimediale Kommunikation, wobei neben sprachlichen Kompetenzen auch Fachkompetenz, interkulturelle Kompetenz, Technikkompetenz sowie Recherchen- und Dienstleistungskompetenz verlangt werden, um den Anforderungen der Wissensgesellschaft gewachsen zu sein. In dem vorliegenden Beitrag werden die derzeitigen Trends auf dem turbulenten Arbeitsmarkt für Übersetzer analysiert und auf die Kluft zwischen Wissenschaft und Praxis aufmerksam gemacht. In der Praxis wird professionelles Übersetzen häufig nicht kompetent genug ausgeführt. In den theoretischen Ausführungen werden translatologische Konzepte und Modelle selten mit den Problemen aus der translatorischen Berufspraxis in Zusammenhang gebracht. Von daher stellt sich die Frage nach dem optimalen Verhältnis zwischen Theorie und Praxis in der derzeitigen universitären Übersetzerausbildung.